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Ausstellungshintergrund

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein zentrales Schlagwort in den aktuellen Debatten zur Zukunft unserer Gesellschaften. Was kann sie? Wem nützt sie? Welche Risiken gehen mit ihr einher? Und wie verändert sie unsere Gesellschaft?

 

Das Studienprojekt will diesen Fragen nachgehen am Beispiel Tübingens und des Cyber Valley. Unter diesem Namen hat sich hier binnen weniger Jahre eine europaweit einzigartige Kombination aus universitärer,  außeruniversitärer Forschung  und Industriebeteiligungen zusammengestellt, die gemeinsam Künstliche Intelligenz erforschen und den Anspruch haben, Europas wichtigster KI-Standort zu sein.

 

Auf seiner Website beschreibt sich das Cyber Valley als Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der künstlichen Intelligenz.  Die Cyber Valley Partnerschaft hat ein florierendes Ökosystem geschaffen, das einen regen Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie fördert. Dieses Ökosystem hat die Position der Region Stuttgart-Tübingen als Teil der Weltspitze im Bereich der KI-Forschung weiter gestärkt.

 

In der Tübinger Stadtgesellschaft trifft das Cyber Valley auf gemischte Reaktionen: Bürgermeister, Gemeinderat oder Universitätsleitung unterstützen das Projekt. Bei diversen zivilgesellschaftlichen Gruppen – Studierenden, Umweltverbänden, Aktivisten – regte sich hingegen Protest, der 2018 zu einer mehrwöchigen Hörsaalbesetzung führte und die Zeitungen immer wieder beschäftigte. Ziel der Kritik waren vor allem zwei Punkte: die Zusammenarbeit mit Amazon und die Sorge, dass KI-Entwicklungen, zum Beispiel  zur Gesichtserkennung, auch für Rüstungszwecke genutzt werden können (Dual Use). Im Großen – und das stand im Zentrum des Studienprojekts – ging es bei diesen Debatten nicht allein um technische, sondern um gesellschaftliche Fragen.

 

KI ist Gegenstand öffentlicher Verhandlungen und Projektionsfläche für größere gesellschaftliche Themen, für Erwartungen und Ängste (medizinischer Fortschritt, Vereinfachung des Lebens vs. Arbeitsplatz- und Kontrollverlust, Angst um Privatsphäre, Überwachung…). Sie betreffen den Alltag der Bürger:Innen und verweisen auf Ideen von einer „richtigen“ Gesellschaftsordnung. Hier lassen sich neue Praktiken und Narrative im Umgang mit einer Technologie aus der kulturwissenschaftlichen Perspektive analysieren.

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EKW Studierende

Eine Gruppe von Studierenden des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen beschäftigt sich seit 2020 mit den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Gesellschaft. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Stadt Tübingen, dem Cyber Valley und den Reaktionen der Stadtgesellschaft auf den Wandel Tübingens. 

 

Die Empirische Kulturwissenschaft (EKW) untersucht die Alltagskultur in vergangenen und gegenwärtigen Kontexten in Deutschland und Europa. Kultur wird dabei als das ständige Aushandeln von Regeln verstanden, die Gruppen innerhalb moderner Gesellschaften zusammenhalten. Die EKW arbeitet mit qualitativen Forschungsmethoden wie der teilnehmenden Beobachtung, unterschiedlichen Interviewformen oder der Analyse von (historischen) Texten.

 

Die Ausstellung ist Bestandteil des auf drei Semester angelegten Studienprojektes (2021-2023) der EKW-Master-Studierenden und wurde von Prof. Dr. Thomas Thiemeyer und Tim Schaffarczik konzipiert.

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KI Studierende

In den letzten Jahren ist die Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz zu einem Schwerpunkt in Tübingen geworden. Die Gründungen des Cyber Valleys, des Exzellenzclusters “Maschinelles Lernen” und des “Tübingen AI Research Centers” sind die sichtbarsten Ausprägungen davon. Gleichzeitig wurde ein neuer Master-Studiengang Machine Learning eingeführt, womit auch für viele Studierende ein neues Schwerpunktthema geschaffen wurde.

 

Nach einem Aufruf von Prof. Ulrike von Luxburg entstand im Frühjahr 2022 eine Gruppe aus Master- und Bachelor-Studierenden verschiedener Informatik-Fachrichtungen wie zum Beispiel Informatik, Machine Learning, Kognitionswissenschaft oder Neural Information Processing, die die EKW Studierenden bei der technischen Umsetzung ihrer Ausstellung unterstützen wollten. Sie alle eint das Interesse daran, einer breiten Öffentlichkeit ein realistisches Bild von KI und maschinellem Lernen zu vermitteln - dem Feld, in dem sie sich alle auf die eine oder andere Art und Weise spezialisiert haben.

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Modulhandbuch EKW

Mit diesem Modul beginnt das insgesamt auf drei Semester angelegte Studienprojekt mit definierten Teilaufgaben der Studierenden innerhalb eines mit dem/r Lehrenden entwickelten Forschungs- und Präsentationsvorhabens.

 

Im Projektseminar Einführung und Orientierung wird der kulturwissenschaftliche Forschungskontext des gewählten Themas erarbeitet. Aus der Aufarbeitung der Literatur entwickeln die Studierenden Leitfragen und Anlage der eigenen Teilstudien. Sie diskutieren Strategien der methodischen Materialgewinnung und stimmen die Teilprojekte aufeinander ab. Sie bereiten die Beschaffung von Exponaten, Illustrationen etc. nach professionellen Standards vor und stellen regelmäßig den Fortschritt ihrer Arbeiten zur Diskussion.

 

Im projektbezogenen Selbststudium recherchieren die Studierenden die Literatur zu ihren eigenen Teilstudien und erarbeiten sich über Exzerpte und Zusammenfassungen das nötige vertiefte Kontextwissen.

 

Im Gesamtprojekt lernen die Studierenden die öffentlichkeitsorientierte Strukturierung und außeruniversitäre Vermittlung der Projektergebnisse praxisbezogen kennen. Das schließt neben der angeleiteten Arbeit an der Auswertung der erhobenen Daten auch erste Überlegungen zu Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement ein.

Projekt Ausschreibung KI

Hintergrund

 

Das Stadtmuseum Tübingen plant im Frühjahr 2023 eine Ausstellung zum Thema KI: Was ist KI, was kann sie, worum geht es in der kritischen Debatte um KI, was hat das alles mit Tübingen zu tun, usw. Das Ziel dieses Seminars ist es, Gruppen von Studierenden zu bilden, die ein "Objekt" planen, das in der Ausstellung gezeigt werden könnte. Gemeinsam mit EKW-student:Innen werden wir diskutieren und lernen, wie eine gute Ausstellung und ein "interessantes Objekt" aussehen könnte, und einen detaillierten Plan für jedes Objekt ausarbeiten.

 

Die KI-Ausstellung wird von Thomas Thiemeyer (Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Universität Tübingen) gemeinsam mit einer Gruppe von Studierenden seines Fachbereichs und dem Stadtmuseum kuratiert. Die EKW- und Informatikstudenten werden in diesem Seminar zusammenarbeiten.

 

Der Plan

 

Nach dem gegenseitigen Kennenlernen beginnt das Seminar mit einer dreitägigen Exkursion in das Hygienemusem Dresden, in dem derzeit eine KI-Ausstellung stattfindet. [...]. Anschließend bilden die Studierenden kleine Gruppen, die jeweils ein "Objekt" für die Ausstellung entwerfen. Alles ist möglich, wir wollen Ihre Ideen und Ihre Kreativität! All dies wird  in engem Kontakt mit dem Team der EKW geschehen. 

 

Die Idee wäre, dass alle Teams ihr Objekt bis zum Jahresende  2022 tatsächlich umsetzen und bauen.

Professor:innen

... widmet einen großen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit Institutionen der Wissenspopularisierung, in denen Wissen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird: Museen, Archive, Sammlungen oder Universitäten. Er erforscht unter anderem, wie sich die Arbeitsweisen dieser Institutionen im Laufe der Zeit verändert haben, wie sie Wissen schaffen und vermitteln und inwieweit sie sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.

 

Seit zwei Jahren beschäftigt sich Prof. Thiemeyer mit künstlicher Intelligenz, insbesondere mit dem Cyber Valley und der KI-Forschung in Tübingen. Die Ausstellung „Cyber and the City“ im Stadtmuseum Tübingen liefert einen ersten Einblick in die diesbezüglichen Forschungsergebnisse.

... ist Professorin für Informatik. Der Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Theorie des maschinellen Lernens. Sie untersucht zum Beispiel, welche impliziten Annahmen in KI-Methoden stecken, wann Algorithmen beweisbare Garantien erfüllen und wann sie systematisch versagen. Sie ist Sprecherin des Exzellenzclusters “Maschinelles Lernen: Neue Perspektiven für die Wissenschaft”. 

 

Neben der Forschung ist Ulrike von Luxburg auch in der öffentlichen Debatte zum Thema maschinelles Lernen aktiv. Dabei nimmt sie nicht nur an kritischen Podiumsdiskussionen mit Schwerpunkten auf Ethik und Verantwortung teil, sondern hält auch immer wieder Einführungsvorträge zu diesen Themen - so zum Beispiel auch für die Kinderuni in Tübingen.

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Wissenschaftliche Mitarbeit

… ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft und forscht Schwerpunktmäßig in den Bereichen Wissenschafts- und Technikforschung sowie kulturwissenschaftliche Stadtforschung. Er stellt Fragen nach der Kommunikation von wissenschaftlichem Wissen und der Teilhabe der Stadtgesellschaft an politischen Entscheidungen.

 

Für seine Dissertation erforscht er seit zwei Jahren die Aushandlung des Forschungsverbundes Cyber Valley in der Tübinger Stadtgesellschaft. Zwischen Studierenden, Anwohner:innen, Kommunalpolitik und Protest will er ein differenziertes Bild von der imaginierten Zukunft der Stadt und dem Alltag mit lernenden Systemen zeichnen.

Kuration

Die Kuration, also die Gestaltung und Organisation der Ausstellung, wurde in Kooperation auf Augenhöhe von Stadtmuseum und Universität gestaltet. Auf Seite des Stadtmuseums federführend von Guido Szymanska und Wiebke Ratzeburg, auf seiten der Uni Prof. Thomas Thiemeyer, Tim Schaffarczik, und die EKW Studierenden, sowie Prof. Ulrike von Luxburg und die KI-Studierenden.

Guido Szymanska hat Empirische Kulturwissenschaft studiert und arbeitet seit 2012 beim Stadtmuseum. Sein Schwerpunkt sind Gamification, Digitale Vermittlung und Partizipation. Mit „Kassiere und regiere“ (2014) entwickelte er eine der ersten spielbasierten Ausstellungen für Erwachsene, die bis heute durch ganz Deutschland tourt. Er leitete das Partizipationsprojekt „Am Rand wird’s interessant“ )2017/18), als das Stadtmuseum mit dem „Mobilen Wohnzimmer“ im Tübinger Süden unterwegs war. Zuletzt war er für den „Room of Memories“ (2021) verantwortlich, einem interaktiven Spiel zu Tübingens NS-Geschichte.

Wiebke Ratzeburg (*1967) studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Köln und Berlin. 2001-2004 leitete sie das Museum für Photographie in Braunschweig. Von 2004 - 2012 realisierte sie als freie Kuratorin zahlreiche Ausstellungen und arbeitete als Dozentin für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Seit 2012 ist sie Leiterin des Stadtmuseums Tübingen. Dort realisiert Sie gemeinsam mit Ihrem Museumsteam - und oft in enger Diskussion mit stadtgesellschaftlichen Akteuren - Ausstellungen zu gesellschaftlich aktuellen Themen wie „Queer durch Tübingen“, „Haustiere: lieb und lecker“ oder „Meine Kinderstadt Tübingen“.

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Stadtmuseum Tübingen

Das Stadtmuseum befindet sich im Herzen der Altstadt und ist im Kornhaus untergebracht, einem Gebäude aus dem Jahr 1453. Von einem überdachten Getreidemarkt über eine deutsche Knabenschule bis hin zu einer Halle für die SS und seiner heutigen Nutzung als Stadtmuseum hat das Gebäude schon alles mitgemacht. Und dieses mal darf es die Ausstellung zu “Cyber and the City: Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen” beherbergen. Dabei bilden die alten Gemäuer und das hochmoderne Thema einen Kontrast, der sich innerhalb der Stadt ebenfalls widerspiegelt. 

 

Zu einem Museum gehört jedoch weit mehr als nur ein Gebäude; mindestens so wichtig sind die Menschen, die das Museum verwalten und die Ausstellungen herrichten und kuratieren. Für die Organisation und Planung, und letztendlich auch den Gesamterfolg der Ausstellung, waren auch dieses Mal die Mitarbeiter:Innen des Stadtmuseums unverzichtbar.

Die Gesichter hinter der Ausstellung:

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